Jüdische Studierende fühlten sich nicht sicher: Uni Leipzig schafft Antisemitiusbeauftragten

An Leipzigs größter Hochschule wird im Januar 2024 erstmals eine Stelle geschaffen, die sich mit antisemitischen Vorfällen auf Campus und im Uni-Betrieb beschäftigen soll.

An der Uni Leipzig wird es im kommenden Jahr erstmals einen Beauftragten gegen Antisemitismus geben. Wie die Hochschule mitteilte, habe der Akademische Senat einstimmung beschlossen in der kommenden Sitzung im Januar 2024 eine Person dafür zu wählen. Zuletzt hätten sich jüdische Studierende an der Hochschule nicht mehr sicher gefühlt, hieß es in einer Stellungnahme.

Nach dem Terrorangriff der palästinensischen Hamas auf Menschen in Israel und die anschließende Gewalteskalation in der Region seien auch in Deutschland immer mehr antisemitisch motivierte Vorfälle registriert worden. „Die Zunahme von antisemitischen Übergriffen aufgrund des Nahostkonflikts ist auch an den Hochschulen beobachtbar. Durch Graffiti an Wänden von Hochschulen und Kundgebungen auf dem Campus fühlen sich jüdische Studierende nicht mehr sicher auf dem Hochschulgelände, wie das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft feststellt“, heißt es in der Stellungnahme des Senats.

Dies führe laut dem Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz, Walter Rosenthal, sogar soweit, dass sich etliche Jüdinnen und Juden auf dem Campus nicht als jüdisch zu erkennen geben. „Diese aktuellen Entwicklungen beobachtet der Senat der Universität Leipzig mit großer Sorge und leitet daraus die Verantwortung ab, Jüdinnen und Juden aller universitärer Statusgruppen ein sicheres und diskriminierungsfreies Umfeld zu schaffen und jüdischen Studierenden ein freies Studium zu ermöglichen“, so der Unisenat weiter.

Jusos: Auch an der Uni Leipzig antisemitische Narrative

Die Hochschulgruppe der Jusos – laut eigener Angaben Initiatorin des Antrags im Senat – begrüßte die Entscheidung am Dienstag, mahnte aber auch: „Die Einrichtung einer Antisemitismus-Beauftragung kann nur der erste Schritt sein, um allen jüdischen Studierenden der Universität Leipzig ein sicheres Studium frei von antisemitischer Diskriminierung zu ermöglichen“, so Sprecher Roman Behrends.

Laut Juso-Mitglied Nils A. Neubert sollen auch an der Uni Leipzig Gruppen aktiv sein, „die glasklar antisemitische Narrative bedienen. Für uns ist klar: Wir stehen unabdingbar an der Seite der jüdischen Studierenden!” Julia Kühne ergänzte: „Eine Verherrlichung der Attacke der Hamas basiert oftmals auf islamistisch motiviertem Antisemitismus. Während wir diesen deutlich verurteilen, kann Rassismus gegenüber muslimischen Menschen nicht das Resultat des notwendigen Vorgehens gegen den Islamismus sein.“ Betroffene von Antisemitismus und anti-muslimischem Rassismus dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden.